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Hötensleber Gotteshaus durch die Rübe gefördert

Hötenslebens rote Kirche hat dieser Tage das 120. Taufjubiläum erreicht. Das katholisch geweihte Bauwerk ist für Kirchenverhältnisse noch recht jung, seine Entwicklungsgeschichte daher weitgehend lückenlos nachvollziehbar.

 

Der 21. Oktober 1891 war ein großer Tag nicht nur für die Bürger katholischer Konfession in Hötensleben. Nach eineinhalbjähriger Bauzeit wurde die neue, im neoromanischen Stil in Form eines Kreuzes gebaute Kirche durch den Paderborner Weihbischof Augustinos Gockel auf den Namen „St. Josef und Augustinus“ geweiht. Für die 900 Katholiken unter den seinerzeit 4000 Einwohnern ging ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung.

 
Allgemeiner Umbruch Mitte des 19. Jahrhunderts

Die Separation (Neuordnung der Feldflur) in der Landwirtschaft, der verstärkte Anbau von Zuckerrüben, die allgemeine Bergbaufreiheit ab 1849, die Entstehung der ersten Gruben (1851, 1854) und die Gründung der Zuckerfabrik 1856 hatten in Hötensleben schrittweise Veränderungen in der dörflichen, gesellschaftlichen und kirchlichen Struktur eingeleitet. Der Mangel an einheimische Arbeitskräften führte nach 1850 zum verstärkten Zuzug von Saisonarbeitern katholischer Konfession aus dem Eichsfeld, aus den Provinzen Posen und aus Polen. Viele von ihnen wurden im Laufe der Zeit im Ort ansässig. Wer seinen Glauben praktizieren wollte, musste sich anfangs zu Fuß auf den Weg nach Hamersleben begeben.

Die Zahl der Katholiken in Hötensleben stieg ständig an, so dass Pfarrer Rötscher aus Hamersleben am 4. August 1861 den ersten katholischen Gottesdienst im Ort im „Otteschen Tanzsaale“ (später „Webersche Gastwirtschaft zum „Weißen Roß“) abhalten konnte. Bis zum April 1865 fanden die Hötensleber Gottesdienste dann regelmäßig vierwöchentlich statt.

 
Gottesdienste im Rübensaal

Das Interesse der Zuckerfabrikbesitzer an der Erhaltung der Arbeitskräfte ermöglichte am 2. Mai 1865 die Anstellung eines katholischen Geistlichen als Missionsvikar in Hötensleben. Er musste sonntäglich abwechselnd in Hötensleben und Söllingen Gottesdienst halten. Für die ersten fünf Jahre sorgten die Zuckerfabriken Hötensleben, Preußisch-Offleben, Söllingen, Jerxheim, Hoyersdorf und Watenstedt gemeinsam für seinen Unterhalt. Der 2. Mai 1865 gilt daher als der eigenständige Anfang der katholischen Kirchgemeinde Hötensleben.

Die Gottesdienste fanden bis zum Beginn der Rübenkampagne im Rübensaal der Zuckerfabrik statt. 1866 begann man mit der Errichtung eines Missionshauses an der Riemannstraße, das einen Schul- und einen Kirchenraum (90 Plätze) sowie eine Wohnung umfasste. Eine erfolgreich durchgeführte Sammlung des Baukapitals ermöglichte am 17. März 1890 den ersten Spatenstich für den Kirchenbau.

 
Bleikapsel im Grundstein

Den Bauplan entwarf Richard Herzig, Regierungsbaumeister zu Verden (Hannover). Die Bauausführung lag in den Händen von Friedrich Rickenstorff, Maurermeister aus Wackersleben. Am 22. April erfolgte durch Dechant Baeseler (Hamersleben) im Auftrag des Bischofs und im Beisein weiterer Geistlicher die feierliche Grundsteinlegung. Die Urkunde unterschrieben Missionspfarrer Symann und die anwesenden Geistlichen. Sie wurde in eine Bleikapsel eingeschlossen und mit dem Grundstein vermauert. Heute steht das Gotteshaus „St. Josef und Augustinus“ unter der Ziuständigkeit und Verwaltung der Pfarrei „St. Marien“ Oschersleben mit Pfarrer Christoph Sperling. Gottesdienste finden regelmäßig sonnabends um 17 Uhr statt.

 

Foto: Die katholische Kirche in Hötensleben. Vor 120 Jahren, am 21. Oktober 1891, wurde sie auf den Namenl „St. Josef und Augustinus“ geweiht. Foto: Ortsarchiv Hötensleben

 

Text: Reinhard Klar - Volksstimme

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Veröffentlichung

Hötensleben
Mi, 27. Oktober 2021

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