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Persönlichkeiten - Teil I

Hötensleber führt im Jahr 1831 ein neues Gesangsbuch ein

 

Wie wäre die Entwicklung verlaufen, wenn beispielsweise Ehrenfried Kauzleben, sein Sohn Carl und Gottfried Riemann nicht in Hötensleben gewirkt hätten? Diese Frage ist fiktiv und wir können sie nicht beantworten. Ihren konkreten Anteil an der industriellen Entwicklung der Gemeinde aber können wir einschätzen, Suren sind heute noch sichtbar. Dieser Beitrag stellt acht Persönlichkeiten vor, der Leben in unterschiedlicher Form und Wirksamkeit mit Hötensleben verbunden war.

 

Julius Elias Hundeiker hatte Theologie  in Helmstedt studiert
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Beginnen wir mit Julius Elias Hundeiker (1784-1854), geboren in Groß Lafferde (jetzt Lahrstedt/bei Braunschweig), der 1831 als Pastor nach Hötensleben kam. Von 1802 bis 1805 hatte er an der Universität in Helmstedt Theologie studiert und nach dem Abschluss als Lehrer für neuere Sprachen, Geschichte und Ästhetik an der Erziehungsanstalt Vechelde gewirkt. Danach war er Pastor in mehreren Orten des Herzogtums Braunschweig. Hundeiker trat auch als Schriftsteller in Erscheinung. Seine rund zwanzig Bücher waren weithin bekannt und wurden viel gelesen. Im Oktober 1831 führte er das neue Magdeburgische Gesangsbuch in der Kirche Hötensleben ein. Pastor Hundeiker sorgte für ein vielfältiges Kirchenleben und kümmerte sich rege und dauerhaft um die Armen und Notleidenden. Er sorgte für den Neubau eines Prediger-Witwenhauses und für den Guss einer zweiten Kirchenglocke. 1854 verstarb er 69-jähtig an den Folgen eines Schlaganfalls.

 

1847 erschien Hundeikers Schrift "Der Fanatismus in der christlichen Kirche"
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Ehrenfried Kauzleben stammte aus dem Mansfelder Land

 

Eine bedeutende Persönlichkeit war ohne Zweifel Ehrenfried Kauzleben (1812-1880). Er stammte aus Hergisdorf im Mansfelder Land, erlernte den Bergmannsberuf und absolvierte die Bergschule Eisleben als Steiger. Über die Arbeitsstationen Sommerschenburg (hier Eheschließung), Völpke, Harbke, Neindorf und Warsleben kam er 1862 nach Hötensleben. Kurz zuvor hatte er nach dem Tod seiner Frau 1862 das zweite Mal geheiratet. Er kaufte die in der Nähe des heutigen Ortes Kauzleben liegenden Mutungsfelder (bergbaulich zu nutzende Geländestücke) und eröffnete die Gruben Louise, Marianne und Jeanette als Tiefbauschächte. Am 1. Dezember 1862 wurde die erste Kohle gefördert. Danach ließ er ein Revierhaus, eine Ziegelei, eine Schmiede und eine Villa (Schloss) an der Warslebener Straße errichten. Später kamen ein Park und ein Familien-Mausoleum hinzu. Um 1870 begann er mit dem Bau der Siedlung Grube Louise, dem heutigen Kauzleben. Nach dem Tod seiner Frau und eines Sohnes Gustav erkrankte Kauzleben krank. Er übergab deshalb 1880 den Grundbesitzes und die Gruben testamentarisch an seinem ältesten Sohn Carl. Ehrenfried Kauzleben schied wegen einer unheilbaren Kopfkrankheit am 1. Mai 1880 aus dem Leben. Er wurde im Mausoleum der Familie bestattet.

 

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Carl Stieger wirkte als Heimatforscher und Chronist

 

1840 kam Carl Stieger (1820-1887), ein gebürtiger Schöninger, nach Hötensleben. Er war in Braunschweig als Lehrer ausgebildet worden und wurde 1841 in das Amt als Erster Lehrer und Cantor eingeführt. Am 16. August 1846 trat er mit Johanne Berta Finke, der Tochter des Wundarztes Finke im Steinweg 3, in den Ehestand ein. Seine Kinder Auguste Emma und Hermann Otto wurden 1847 und 1849 hier geboren. Nach dem Tod seiner Gattin 1861 heiratete er zwei Jahre noch einmal. Aus dieser Ehe ging 1864 Sohn Johannes hervor, der 1885 in Hötensleben verstarb. Carl Stieger war eine Persönlichkeit, der aus allen gesellschaftlichen Schichten Achtung und Anerkennung zuteil wurde. Neben seinen amtlichen beruflichen Aufgaben wirkte er jahrzehntelang erfolgreich als Heimatforscher und Chronist. Ihm verdanken wir viele Kenntnisse über die Geschichte des Ortes. 1864 präsentierte Carl Stieger der Öffentlichkeit sein Buch „Nachrichten über das Dorf Hötensleben im Kreise Neuhaldensleben (Regierungsbezirk Magdeburg)". 1887 verstarb er bei seiner Tochter in Bernburg/Saale infolge einer Kopfrose.

 

Christoph Hallermann war 22 Jahre Gemeindevertreter

 

Eine schillernde und vielseitige Persönlichkeit war der gebürtige Hötensleber Christoph Hallermann (1831-1896), der schon wegen seiner Größe von über zwei Metern Aufsehen erregte. Nach seiner Schulzeit erlernte er im Ort bei August Böwing das Weberhandwerk. 1851 trat er in das Magdeburger Infanterie-Regiment ein. Danach wurde Hallermann, der 32 Gesellen beschäftigte, Altmeister der Weberinnung von Hötensleben und Schöningen. 1867 musste er seinen Betrieb aufgeben, denn die mechanischen Webstühle aus England verdrängten die Handweberei und er hatte kein Geld für eine Umprofilierung seines Betriebes. Hallermann orientiert sich beruflich neu und erwarb 1868 eine Konzession zum Betrieb einer Gastwirtschaft. Hötensleben geriet in den 1870er Jahren in einen Industriealisierungssog, der den Ort zu verändern begann und unter anderem auch ein reges Vereinsleben hervorbrachte. 1894 errichtete Hallermann ein größeres Gastronomie-Objekt, das unter dem Namen „Zum einigen Deutschland" bis 1928 im Besitz der Familie blieb. Die Gaststätte mit Saal und Nebengebäuden wurde zu einem Anziehungspunkt für die ganze Umgebung. Hallermann galt unter seinen Zeitgenossen als gewiefter Geschäftsmann, kümmerte sich aber zugleich auch engagiert um das öffentliche Wohl des Ortes. Dafür sprechen seine gewissenhafte Arbeit als Gemeindevertreter von 1874 bis 1896 und seine Tätigkeit als Schöffe beim hiesigen Amtsgerichtssitzungen.